Vielleicht kennst du das auch. Man hat gerade eine anstrengende Arbeit abgeschlossen. Oder sich beruflich und privat verändert. Ein Change liegt in der Luft. Jedenfalls etwas, bei dem der ein oder andere Stolperstein auf dem Weg gelegen hat. Es war zwischendrin durchaus auch anstrengend, aber jetzt ist es geschafft. Die Situation ist gemeistert und die Freude ĂĽber das erreichte ĂĽberwiegt. Wenn man dann so zurĂĽckschaut auf den Weg, der hinter einem liegt, kommt auch schonmal gerne etwas Stolz auf. Zurecht, denn eine kleine Heldentat war’s ja dann schon. Du hast eine Heldenreise unternommen!

Die „Heldenreise“

Die Reisen eines Helds folgen einem gleichbleibenden Muster. Joseph Campbell hat Religionen, Mythen, Heldensagen und Epen verschiedenster Völker analysiert und einen ähnlichen Aufbau festgestellt. Diesem Ablauf einer Heldenreise, oder auch „Helden- Zyklus“, haben wir es zu verdanken, dass es in der Oper eine Dramaturgie gibt und wir Kinofilme so spannend finden. Ein Held startet stets eine Reise ins ungewissen, erlebt RĂĽckschläge, unerwartete Helfer und kehrt nach einer spannenden Geschichte als Sieger heim.

Seit Campbell weiß man allerdings nicht nur, wie man eine spannende Geschichte aufbauen soll. Auch bei der Bewältigung von Krisen und der Begleitung von Veränderungen kommt die Heldenreise zum Einsatz. Aber wie sieht denn so eine Reise jetzt eigentlich genau aus? Hier die fünf Phasen einer Heldenreise, die zum Aufbau von Resilienzen und im Veränderungsmanagement Anwendung finden kann:

  1. Phase des Aufbruchs: In der Phase des Aufbruchs ist unser Held unzufrieden. Es gibt einen Umstand, der ihm nicht gefällt. Dabei ist es egal, ob sich das so ergeben hat, er sich selbst in die missliche Lage manövriert hat oder es eine Fremdeinwirkung gab. Egal was es war, es herrscht Aufbruchsstimmung.
  2. Neue Welt: Unser Held ist aktiv. Er möchte sich verändern, das Problem lösen und dabei dringt er in fĂĽr sich neue Welten vor. Aber das ganze geht nicht ohne Komplikationen vor sich. Es gibt RĂĽckschläge. Neue Freunde und neue Feine werden gefunden.
  3. Initiation: Die Initiation könnte man als tiefste Krise bezeichnen. Durch die Reise bis zu diesem Punkt gelangt, zerfällt das Selbstbild unseres Helden, er zweifelt an allem und steckt in einer Krise. Es geht um alles oder nichts. Hier zeigen sich neue Mitstreiter, die eine neue Richtung aufzeigen können.
  4. Erleuchtung: Die Erneuerung tritt ein. Der Held hat die Lösung und die Antwort gefunden, entweder selbst oder durch Hilfe eines Dritte. Neue Fähigkeiten entstehen.
  5. Integration: Der Held kehrt ins Leben zurĂĽck, ganz ohne Zweifel und Herausforderungen. Zufriedenheit tritt ein und der neue Standard wird integriert. An dieser Stelle wird der Held in Filmen gefeiert!

Vielleicht kannst du dir jetzt schon etwas besser vorstellen, wie so eine Heldenreise abläuft. Und vielleicht kommt dir das bei dem ein oder anderen Film, den du in letzter Zeit geschaut hast, auch bekannt vor. Auch wenn die Schritte oben nicht ganz die Schritte von Campbell sind, finden Sie so heute ihre Anwendung in der systemischen Beratung und Therapie.

Heldenreisen in der Anwendung bei Change und Resilienz

Solche Heldenreisen sind für die Begleitung von Veränderungsprozessen oft eine große Hilfe um zu bestimmen, in welcher Phase sich der Mensch gerade befindet. Wird das Problem schon aktiv gelöst, oder stecken wir noch in Phase 1? Wird noch an der Lösung gezweifelt und gehadert oder wird schon in den Alltag integriert? All das können wir während einer Veränderung erkennen und dann aktiv dabei helfen, durch die offenen Phasen zu begleiten.

Aber es lassen sich durchaus auch Veränderungsprozesse mit der Heldenreise planen, denn erinnern die Phasen durchaus auch an das typische „Tal der Tränen“ eines Veränderungsvorhabens. Nur, dass es sich durch eine geplante Heldenreise vielleicht ergibt, wirklich das GefĂĽhl einer vollbrachten Heldentat zu vermitteln. Heldentaten begeistern schlieĂź uns alle, oder?

Nicht zuletzt hilft das reflektieren von persönlichen Heldenreisen durchaus auch dabei, sich seiner eigenen Stärken, Ressourcen und vollbrachten Glanztaten bewusst zu werden. Das schadet nichts, gibt uns Resilienz und macht uns so etwas mehr krisenfest. Wie ist es bei dir?

„Wann war deine letzte Heldenreise?“

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